Nachhaltigkeit in Industrieunternehmen – wie Sie der sozialen, ökologischen und ökonomischen Verantwortung nachkommen können

Bis 2030 will die Europäische Union die Netto-Treibhausgasemission um mindestens 55 Prozent senken. Vor allem Industrieunternehmen stehen deshalb vor der Aufgabe, ihr Wirtschaften nachhaltiger zu gestalten. Auswirkungen der Kriege und der Covid-19-Pandemie, knappe Ressourcen und Inflation erschweren es heutzutage jedoch, der ökologischen, ökonomischen und sozialen Verantwortung angemessen nachzukommen. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, warum es sich lohnt, sich diesen Herausforderungen zu stellen. Lesen Sie, wie Nachhaltigkeit Ihr Unternehmen zu mehr Effizienz, Innovationen und Wettbewerbsfähigkeit verhelfen kann.

Nachhaltigkeit in der Industrie: Verantwortung und Chance

Rund 40 Prozent der globalen Kohlendioxidemission gehen PwC zufolge auf das Konto der Industrie. Damit liegt die Industrie laut WWF auf Platz 2 der größten Quellen für klimaschädliche Gase, direkt hinter der Energiewirtschaft. Die Gründe für die enormen Auswirkungen der industriellen Produktion sind vielfältig: Wertschöpfungsketten sind heute global und vielfach verzahnt, das macht sie intransparenter und anfälliger. Gleichzeitig ist der Ressourcenverbrauch in den letzten Jahrzehnten enorm gestiegen. Daraus entsteht für produzierende Unternehmen eine besondere Verantwortung für Umwelt und Menschen. Anders betrachtet, bieten sich große Chancen, einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu liefern. Was bedeutet es für ein Unternehmen, dieser Verantwortung gerecht zu werden? Wie kann nachhaltige Unternehmensführung einen echten Beitrag zu einer grünen Zukunft liefern?

Was ist nachhaltige Unternehmensführung?

Werden soziale Belange und Umweltschutzaspekte in die Unternehmensführung integriert, spricht man von nachhaltiger Unternehmensführung oder Corporate Social Responsibility (CSR). Dabei umfasst Nachhaltigkeit drei Aspekte, die zusammen das sogenannte „Dreieck der Nachhaltigkeit“ bilden:

 

  1. Ökonomie: Nachhaltig wirtschaftende Unternehmen setzen auf nachhaltiges Wachstum, das den Fortbestand des Unternehmens sichert. Sie arbeiten an einer ständigen Verbesserung hin zu einer nachhaltigen Supply Chain. Preisstabilität, eine faire Außenwirtschaft und Transparenz sind weitere Aspekte der ökonomischen Verantwortung.

  2. Ökologie: Unternehmen kommen ihrer ökologischen Verantwortung nach, indem sie Rohstoffe schonend und effizient einsetzen, erneuerbare Energien implementieren, Abfallstoffe recyclen und ihr Produktdesign ökologisch ausrichten.

  3. Soziales: Unternehmen tragen eine soziale Verantwortung, die sich im Schutz fairer und sicherer Arbeitsbedingungen, der Förderung von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten der Mitarbeitenden, der Berücksichtigung ihrer individuellen Bedürfnisse und der Schaffung sowie Sicherung von Arbeitsplätzen äußert.

Nachhaltige Unternehmensführung beschreibt nicht nur einen Führungsstil oder eine Firmenphilosophie, sondern bildet die Grundlage für alle Bereiche eines Unternehmens. Von der Gestaltung der Arbeitsplätze bis hin zur Lieferantenbasis und Produktion durchzieht Nachhaltigkeit alle unternehmerischen Entscheidungen.

Vorteile und Implementierung einer nachhaltigen Unternehmensführung

Nachhaltige Unternehmensführung wirkt sich positiv auf viele Bereiche eines Unternehmens aus, wie zum Beispiel die Mitarbeitermotivation: Studienergebnisse von Kite Insights zeigen, dass rund 70 Prozent der Mitarbeitenden Nachhaltigkeit als bedeutenden Faktor für ihre Motivation und ihr Wohlbefinden im Berufsleben ansehen. Darüber hinaus profitieren Unternehmen, die eine nachhaltige Ausrichtung verfolgen, von einer verbesserten öffentlichen Wahrnehmung. Das positive Image kann einen Wettbewerbsvorteil schaffen, indem es neue Kund:innen anzieht und somit zu Umsatzsteigerungen führt.

Ein weiterer wichtiger Vorteil von nachhaltig geführten Unternehmen: Nachhaltige Produktion  kann langfristig die Rentabilität und den finanziellen Erfolg verbessern. Wer Ressourcen schonend einsetzt, spart Kosten. Eine transparente Gestaltung der Lieferkette ermöglicht, nachhaltigere Arbeitsmethoden zu identifizieren und gleichzeitig vorausschauend auf potenzielle Störungen zu reagieren. Zudem können Unternehmen, die Nachhaltigkeit als Maßstab für Unternehmensentscheidungen integrieren, proaktiv auf regulatorische Beschränkungen reagieren und die sich daraus ergebenden Chancen zunutze machen.

Bevor eine nachhaltige Unternehmensführung Früchte trägt, muss sie erfolgreich implementiert werden. Dafür haben sich folgende Schritte als zielführend herausgestellt:

  1. Wesentlichkeitsanalyse: Identifizierung und Priorisierung der wichtigsten ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekte für das Unternehmen und seine Stakeholder.

  2. Einflussbewertung: Ermittlung der Bereiche, in denen das Unternehmen aktiv Einfluss nehmen kann.

  3. Fehleranalyse: Gründliche Untersuchung von bisherigen Maßnahmen und potenziellen Fehlerquellen.

  4. Zielsetzung: Entwicklung neuer Maßnahmen, die mit klaren Zielen verbunden sind.

  5. Umsetzung und Überwachung: Implementierung der Maßnahmen und kontinuierliche Kontrolle ihrer Einhaltung sowie Wirksamkeit.

Meist werden speziell ausgebildete Mitarbeitende wie zum Beispiel Nachhaltigkeitsbeauftragte dafür eingesetzt, das Thema im Unternehmen einzuführen und für eine feste Einbindung in die Unternehmensstrukturen zu sorgen.

Was zeichnet eine nachhaltige Supply Chain aus?

Konsument:innen fordern immer stärker umweltfreundliche, fair produzierte Produkte ein. Mit einer nachhaltigen Supply Chain reagieren Unternehmen auf die sich verändernde Nachfrage und die steigende Bedeutung nachhaltiger Produkte seitens der Verbraucher:innen und Investoren.

 

Wer sind unsere Lieferanten? Welche Arbeitsbedingungen herrschen entlang der globalen Wertschöpfungskette? Wie können wir Chancen und Risiken vorrauschauend identifizieren? Das sind die zentralen Fragen, die sich Unternehmer:innen stellen, um die Nachhaltigkeit ihrer Wertschöpfungskette zu überprüfen.

 

Nachhaltige Supply Chains sind nicht nur auf Erfolg und Wettbewerbsfähigkeit ausgerichtet; sie integrieren ethische und umweltbewusste Praktiken in jedem Schritt. Sie zeichnen sich durch eine hohe Transparenz und Kreislaufwirtschaft aus. Produkte werden nach ihrer Nutzung recycelt und ihre Rohstoffe für die Produktion wiederverwendet. Transparenz ist eine Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Supply Chain: Nur wer über Rohstoffquellen, Transportwege, Produktionsbedingungen, Nutzungsverhalten und Entsorgung Bescheid weiß, kann entlang dieser Ketten Klimaschutz- oder soziale Initiativen implementieren.

 

Technologien wie künstliche Intelligenz (KI), maschinelles Lernen, das Industrielle Internet der Dinge (IIoT), Blockchain und Sensoren spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung einer transparenteren und nachhaltigeren Wertschöpfungskette. Auch Product Mining ist ein Ansatz, der die Nachhaltigkeit der Supply Chain steigern kann.

Digitalisierung für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen

Die industrielle Produktion ist verschiedenen Veränderungen unterworfen: Neue Fertigungsverfahren werden notwendig, weil immer mehr Kund:innen plastikfreie und recycelbare Verpackungen fordern. Supply Chains werden globaler, komplexer und damit störungsanfälliger. Regulatorische Anforderungen, wie das Lieferkettengesetz oder die EU-Taxonomie, steigern zudem den Druck auf Unternehmen, Nachhaltigkeitsstandards zu erfüllen.

 

Unternehmen, die auf Industrie 4.0 und Digitalisierung setzen, reagieren auf diese Veränderungen. Die Digitalisierung und Automatisierung ermöglichen vernetzte Produktionsanlagen, die nicht nur effizienter, sondern auch ressourcenschonender arbeiten können. Mithilfe eines digitalen Zwillings (Digital Twin) können Prozesse und Produkte entworfen, neu konfiguriert und schneller sowie kostengünstiger implementiert und getestet werden.

Mit der Product Mining Plattform von Soley wird die Supply Chain digitalisiert. Das führt zur mehr Transparenz ­– die Grundvoraussetzung für mehr Nachhaltigkeit. Mit Product Mining gewinnen Unternehmen Einblicke in Aspekte wie Materialverbrauch, Produktionszeiten und Energieverbrauch. Auf dieser Basis können sie die Ressourcennutzung optimieren und eine nachhaltigere Produktion realisieren. Die Soley-Lösung trägt dazu bei, Abfall und Überproduktion zu verringern, indem die Produktion an die tatsächliche Nachfrage angepasst wird. Zudem ermöglicht es, umweltschädliche Produkte zu identifizieren.

Politische Vorgaben zur Nachhaltigkeit von Produkten

Die EU plant im Rahmen der Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte einen digitalen Produktpass (DPP) einzuführen. Dieser Pass fungiert als digitales Abbild des Lebenszyklus eines Produkts. Er macht Informationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette transparent. Von der Herkunft der Rohstoffe bis zur Produktion und letztendlich zur Entsorgung – der DPP ist ein entscheidendes Instrument, das den Grundstein für eine umfassende Kreislaufwirtschaft legt.

Welche konkreten Informationen der DPP enthalten soll, ist noch nicht endgültig definiert. Ziel ist es aber, unter anderem Reparaturen zu erleichtern, indem der Pass detaillierte Informationen über das Innenleben eines Produkts liefert. Auch soll er mit Informationen über die Trennung und Wiederverwertung von Materialien das Recycling vereinfachen.

Die Herausforderung liegt in der Sammlung und Organisation dieser Daten. Mit der zunehmenden Digitalisierung in der Fertigung entstehen verschiedene Datenquellen und Informationsinseln. Hier kommt die Lösung von Soley ins Spiel: Das digitalisierte Produktportfolio Management unterstützt Unternehmen dabei, ihre verschiedenen Systeme und Daten in einem digitalen Zwilling zu vereinen. Dieser digitale Zwilling bildet die Grundlage für die Erstellung und den Austausch von Informationen, die die Einführung des digitalen Produktpasses enorm erleichtern.

Das genaue Datum der Einführung des digitalen Produktpasses ist noch unklar. Die Vorbereitung darauf ist für Unternehmen jedoch von hoher Relevanz, um zukünftigen Standards und Anforderungen gerecht zu werden.

Nachhaltiges Wachstum

Jedes wirtschaftliche Wachstum birgt die Gefahr auf Kosten von Umwelt und Sozialem zu gehen. Das Tempo ist entscheidend: Wächst ein Unternehmen zu schnell, riskiert es sein Fortbestehen – und damit Arbeitsplätze – durch Finanzierungsprobleme oder eine zu kleine Belegschaft. Wächst es zu langsam, ist seine Existenz wegen mangelnder Wettbewerbsfähigkeit bedroht.

Nachhaltiges Unternehmenswachstum strebt danach, diese Probleme zu verhindern. Es beantwortet die Frage, wie ein Unternehmen wachsen und gleichzeitig seiner ökonomischen, ökologischen und sozialen Verantwortung nachkommen kann. Dazu nutzen Unternehmen beispielsweise erneuerbare Energien und fördern die Entwicklung innovativer Technologien zur Steigerung der Produktivität und zur Verringerung des Material- und Energieverbrauchs. Außerdem halten sie soziale und ökologische Standards entlang der gesamten Wertschöpfungskette ein.

Kluges und mutiges unternehmerisches Handeln ist in allen Phasen eines Unternehmens – von der Gründung über die Skalierung bis zur Etablierung – entscheidend für Nachhaltigkeit. Um nachhaltiges Wachstum  zu erreichen, bedarf es Entschlossenheit zur Digitalisierung sowie die Integration einer Nachhaltigkeitsstrategie. Digitale Tools und Software-Lösungen können das Wachstum unterstützen und gleichzeitig Umweltverträglichkeit, Innovation und Transparenz fördern.

Herausforderungen in der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen: Finanzierung

Wollen Unternehmen Nachhaltigkeitsziele umsetzen, steht meist die Finanzierung als zentrale Herausforderung im Fokus. Viele Unternehmen sehen sich nach der Pandemie und angesichts politischer sowie wirtschaftlicher Unsicherheiten mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert. Trotz dieser Hürden lohnt sich die Investition in ökologische und soziale Aspekte, denn häufig gehen sie mit der Einführung neuer oder alternativer Technologien einher. Diese Innovationen können nicht nur Produkte verbessern und Ressourcen einsparen, sie eröffnen auch Möglichkeiten für zusätzliche Einnahmen oder den Aufbau neuer Geschäftsfelder.

Product Mining ist eine solche innovative Technologie, die dazu beiträgt, umweltverträglicher zu wirtschaften und gleichzeitig zu mehr Rentabilität führt. Denn mit Product Mining können umweltschädliche genauso wie unrentable Produkte identifiziert werden. Weniger Produkte und Bauteile bedeuten weniger Angriffsfläche in der Supply Chain, reduzierte Ressourcen in der Wertschöpfungskette und einen effizienteren Vertrieb. Die Bereinigung des Produktportfolios führte beispielsweise bei Viessmann zu einer Senkung der jährlichen Kosten im siebenstelligen Bereich, indem unnötige Ausgaben reduziert und gleichzeitig die Umweltbelastung verringert wurde. Dies verdeutlicht, wie nachhaltige Maßnahmen nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich vorteilhaft sein können.

Fazit: Digitalisierung als Chance für mehr Nachhaltigkeit und wirtschaftlichen Erfolg

Industrieunternehmen tragen aufgrund ihrer Rolle als Hauptverursacher von Umweltbelastungen eine besondere soziale, ökologische und ökonomische Verantwortung. Die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen kann jedoch durch finanzielle Hürden erschwert werden. Trotz dieser Herausforderungen lohnen sich Investitionen in Nachhaltigkeit, da sie Aspekte wie Effizienz, Rentabilität und Image positiv beeinflussen können. Digitale Technologien leisten einen wertvollen Beitrag, indem sie helfen, Ressourcen effizienter zu nutzen und Lieferketten zu optimieren.

 

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