Die Supply Chain umfasst die gesamte Wertschöpfungskette von der Beschaffung von Rohstoffen, über die Produktion bis hin zur Lagerung und Verteilung an Endkund:innen. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt eines Unternehmens. Strategien zu entwickeln, um ihre Funktion aufrechtzuerhalten, ist daher eine Kernaufgabe eines jeden Unternehmens.
Innerhalb der Supply Chain entsteht durch zahlreiche Lieferketten ein Netzwerk aus Unternehmen, die sich oft über den gesamten Globus verteilen. Je komplexer ein Netzwerk ist, desto anfälliger ist es für Störungen. Die einzelnen Knotenpunkte des Netzes sind abhängig voneinander, sodass selbst kleine Probleme in abgelegenen Regionen globale Wertschöpfungsketten in Gefahr bringen können.
Die Globalisierung, verstärktes Outsourcing und die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten steigern die Vulnerabilität der Supply Chain noch weiter. Auch gestalten Unternehmen ihre Lieferbasis immer komplexer mit wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnissen.
Die Folgen können sein, dass Lieferzeiten sich verlängern, Produkte Mängel aufweisen oder die Produktion gar unmöglich wird. Am Ende stehen unzufriedene Kund:innen, die zur Konkurrenz wechseln. Anfällige Supply Chains können für Unternehmen existenzbedrohend sein.
Es ist kaum möglich, Störungen in der Supply Chain vollständig zu vermeiden. Aber wie ein Unternehmen auf sie reagiert, kann es beeinflussen. Indem Unternehmen lernen, flexibel auf Unterbrechungen zu reagieren, stärken sie ihre Widerstandsfähigkeit. So gewährleisten sie eine resiliente Supply Chain, die selbst in unsicheren Zeiten maximal zuverlässig funktioniert.
Der Begriff „Resilienz“ stammt aus der Werkstoffkunde. Dort beschreibt er die Fähigkeit eines Stoffes, seine ursprüngliche Form wiederherzustellen, nachdem er durch Druck oder eine Belastung verformt wurde. Diese Bedeutung lässt sich heute auf viele Kontexte anwenden: In der Psychologie, Soziologie, Medizin oder der Industrie existiert Resilienz als Fachbegriff. Häufig wird er mit „Widerstandsfähigkeit“ übersetzt. Doch Resilienz geht über die bloße Abwehr von unerwarteten Ereignissen hinaus. Sie betont die Fähigkeit, sich durch flexibles Anpassungsverhalten von Rückschlägen zu erholen.
Bisher war es das Ziel von Risikomanagement, ein Bewusstsein für Risiken zu schaffen und Risiken zu minimieren. Resilienz erfordert ein Umdenken: Unternehmen, die über ein hohes Maß an Resilienz verfügen, können effektiv mit unerwarteten Ereignissen umgehen. Risiken werden als nicht zu vermeidende Faktoren akzeptiert und der Umgang mit ihnen als Teil der Unternehmensstrategie etabliert.
Eine resiliente Supply Chain zeichnet sich dadurch aus, dass sie effektiv mit verschiedenen Störungen umgeht und sicherstellt, dass die Aufträge an ihre Bestimmungsorte gelangen, selbst wenn unvorhergesehene Ereignisse eintreten. Im Kern geht es bei Resilienz darum, den Zustand des Systems nach dem Auftreten von Vorfällen wiederherzustellen und den Betrieb so schnell wie möglich wieder aufzunehmen.
Supply Chain-Resilienz besteht aus zwei Komponenten:
Die Resilienz einer Supply Chain kann gesteigert werden. Dafür gibt es einige bewährte Strategien, die Unternehmen dabei helfen können, sich auf unvorhergesehene Herausforderungen besser vorzubereiten:
Mit diesen Strategien schaffen Unternehmen eine resiliente Supply Chain und stellen sicher, dass sie auch in unsicheren Zeiten stabil funktioniert. Es ist notwendig, dass Unternehmen in die Resilienz ihrer Lieferketten investieren. Früher galt es als ineffizient, mehrere Lieferanten innerhalb einer Lieferkette zu haben. Heute ist eine breit aufgestellte Lieferbasis eine Investition in eine widerstandsfähige Supply Chain, die auch nach Ausfällen reibungslos funktionieren kann.
Supply Chain-Technologien unterstützen Unternehmen dabei, eine resiliente Wertschöpfungskette aufzubauen. Sie verhelfen dem Unternehmen zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorsprung, indem sie auf Unterbrechungen zügig und effektiv reagieren können.
Product Mining von Soley ist eine wirkungsvolle Supply Chain-Technologie Es ermöglicht Unternehmen, potenzielle Schwachstellen innerhalb ihrer Supply Chain zu identifizieren und gezielte Maßnahmen zur Stärkung der Resilienz zu ergreifen.
So hat Bosch Rexroth mithilfe von Soley und Impact-Analysen seine Lieferfähigkeit und Liefertreue erhöht. Die Analysen ermöglichten es, die Lieferantenbasis von Bosch Rexroth sinnvoll zu verkleinern. Dadurch wurde die Komplexität der Lieferketten reduziert und die Supply Chain insgesamt resilienter.
Ein Ansatz zur Messung und Verbesserung der Widerstandsfähigkeit in Unternehmen und Lieferketten ist das sogenannte „Resilienz-Dreieck“, das an der „Universidade Nova“ in Lissabon entwickelt wurde. Das Dreieck wird verwendet, um das Systemverhalten nach dem Auftreten einer Störung zu beschreiben. Die Höhe des Dreiecks repräsentiert die Schwere einer Störung, während die Länge des Dreiecks die Erholungszeit nach der Störung darstellt. Je kleiner das Dreieck ist, desto widerstandsfähiger ist die Supply Chain.
Die Anwendung des Resilienz-Dreiecks ermöglicht es Unternehmen, die Risiken und deren Schweregrad, denen sie oder ihre gesamte Wertschöpfungskette ausgesetzt sind, systematisch zu analysieren und zu bewerten. Unternehmen können durch die Implementierung von geeigneten Maßnahmen, Verhaltensweisen und Eigenschaften aktiv dazu beitragen, die Resilienz zu erhöhen und damit die Auswirkungen von Störungen minimieren. So wird die Fläche des „Resilienz-Dreiecks“ kleiner, was auf eine erhöhte Widerstandsfähigkeit hinweist.
Eine resiliente Supply Chain bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die sich positiv auf das Unternehmen auswirken.
Insgesamt führt eine resilient gestaltete Supply Chain zu einer gesteigerten Widerstandsfähigkeit gegenüber den Herausforderungen der heutigen Zeit und unterstützt Unternehmen dabei, langfristige Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Die Fähigkeit, flexibel auf Veränderungen zu reagieren, Risiken zu minimieren und sich schnell von Störungen zu erholen, ist heute unabdingbar für Unternehmen. Die Digitalisierung der Supply Chain und die Implementierung flexibler Produktionspläne sind Möglichkeiten, um dieser Notwendigkeit gerecht zu werden.
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